54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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Die magische Welt des Harry Potter 1)
 
Die magische Welt des Harry Potter 1)

von
Werner Olles

Vorbemerkung der Redaktion

Es bedarf einer Erklärung, warum ein zunächst als bloße Rezension geplanter Beitrag als Leitartikel in diesem Heft erscheint. Die Gründe liegen einmal in dem inzwischen zum Mythos stilisierten Umgang mit dem Phänomen "Harry Potter", dessen Botschaft eine zutiefst anti-christliche ist, die in die Seelen der Kinder ungehindert eingeträufelt, ja direkt hineingelobhudelt wird. Davor wollen wir warnen. Zum anderen liegt es an der Vorstellung dieser Buchserie durch Herrn Olles, die - weit über den Rahmen einer bloßen Rezension hinausgehend - auch den geistigen Horizont ausleuchtet, auf und in dem ein solches Werk erscheinen kann. Sie legt auch dar, warum die gefährliche Dimension von Harry's Botschaft bzw. der der Autorin Rowling verkannt wird und wie mit dieser allgemeinen Ignoranz umzugehen ist.

Unentschuldbar, ja beschämend sind die Reaktionen von Mitgliedern jener Institution, die vorgibt, die kath. Kirche zu sein. Unter dem Thema "Zur Faszination von Harry Potter" fand in der Kath. Akademie in München am 27. Januar ein Symposium mit Referenten aus den Fachrichtungen Anglistik, Psychologie und Theologie statt. Trotz inzwischen bekannter Kritiken von christlichen Gemeinden in Mittelengland oder der Schwäbischen Alb, erteilte - wie die Münchner TZ vom 29.1.01 titelt - der Salzburger Dogmatikprofessor Gottfried Bachl die "Absolution für Harry Potter": "Die Bände von Harry Potter enthalten keinerlei religiöse Botschaft. Und die Magie, die der Zauberer Harry Potter verwendet, ist lediglich literarischer Art." Auch Befürchtungen, daß Harry Potter einen okkulten Satanskult fördern könne, wies der Theologe zurück: "Wer sagt, Harry Potter sei Teufelswerk, der kann sich ja mal in einer Videothek umschauen." (SZ vom 29.1.01) Solche Aussagen bezeugen schlaglichtartig die geistige und mentale Verwirrung dieses Herren, wenn man sich bewußt ist, welche Botschaft Frau Rowling selbst mit ihren Büchern, d.h. via Harry Potter, über ihr Verhältnis zum Christentum bzw. zu Christus vermitteln will, eine Botschaft, die sie in einem Interview mit der London Times (laut Aargauer Zeitung vom 19. Nov. letzten Jahres) wörtlich so definiert: "Diese Bücher helfen den Kindern zu verstehen, daß der schwache, idiotische Sohn Gottes ein lebendiger Witz ist, welcher gedemütigt wird, wenn der Feuerregen kommt". Angesichts solcher Offenbarungen mutet es grotesk (oder zynisch?) an, wenn Pfarrer Florian Schuller, der die Veranstaltung  der Kath. Akademie moderierte, sagt: "Man kann aus jeder Seite des Buches eine Predigt machen, denn es vermittelt sehr viele christliche Werte. Es zeigt, daß man sich bewußt für das Gute entscheiden muß. Das wird bei Harry Potter deutlicher als bei manchem Theologen." (SZ vom 29.1.01)

Vielen Eltern ist die Gefahr der anti-christlichen Faszination, die Harry Potter auf ihre Kinder aus-übt, sicherlich nicht bewußt. Wie sollten sie auch Verdacht schöpfen angesichts einer unübersehbaren Kultgemeinde, in die sich jüngst auch der Bayer. Ministerpräsident Dr. E. Stoiber einreiht, wenn er gegenüber der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG äußerte, er finde es "himmlisch", daß so viele Kinder über Harry Potter wieder zum Lesen gekommen seien. Mich hat erst die Lektüre der aus-führlichen Rezension von Abbé Niklaus Pfluger "Harry Potter - Kritische Anmerkungen zum neuen Erfolgsbuch Harry Potter und der Feuerkelch" im "Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X.", Nr. 264 vom Dez. 2000, dazu angeregt, mich mit dieser neuen 'Kinderbuchserie' zu beschäftigen.

E. Heller

* * *

Harry Potter und kein Ende. In den Belletristik-Bestsellerlisten aller Magazine und Zeitungen stehen die bisher erschienen vier Bände
"Harry Potter und der Stein der Weisen",
"Harry Potter und die Kammer des Schreckens",
"Harry Potter und der Gefangene von Azkaban" und
"Harry Potter und der Feuerkelch"
seit Monaten unangefochten auf den ersten vier Plätzen. Die internationalen Preise und Auszeichnungen für die Autorin Joanne K.Rowling und ihre Bücher sind inzwischen bereits Legion und reichen vom "Deutschen Jugendliteraturpreis 1999" und dem "Kinderbuchpreis der Jury der Jungen Leser", Wien 1999 über den "ABBY Award" der "American Booksellers Association" bis hin zur "BUCHMARKT Autorin des Jahres 1999" und zur Ehrendoktorwürde der Universität Exeter.

Und natürlich sind auch die Literaturkritiker und jene, die sich dafür halten, des Lobes voll. Ob Politiker wie Norbert Blüm, Schriftsteller wie Tanja Kinkel oder Intelligenzblätter wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die "Die Zeit", sie können es alle kaum fassen, der "Schöpfung eines kollektiven Geschichtenfundus für Kinder, aber nicht nur für sie" (Monika Osbgerhaus in der FAZ v. 22.03.00) beiwohnen zu dürfen, wähnen sich "längst mit der Pottermania infiziert" (Eisabeth Spar-rer in der Abendzeitung v. 22.03.00) oder finden das alles "unerschöpflich detailversessen und zum Schreien komisch" (Mannheimer Morgen v.18.03.00).

Dabei fing eigentlich alles ganz harmlos an. 1971 schrieb die damals sechsjährige in Gloucestershire geborene Joanne Kathleen Rowling ihre erste Kurzgeschichte über einen Hasen namens Rabbit, der an Masern erkrankt ist, und von einer großen Biene namens Miss Bee besucht wird. Einer der Nachbarsjungen, mit dem die kleine Joannne und ihre jüngere Schwester Di spielten, Ian Potter, war - wie vermutlich die meisten Jungen in seinem Alter -, immer zu Streichen aufgelegt, während die Mädchen sich als Hexen verkleideten. Als Elfjährige war Joanne ein großer Jane Austen-Fan. 1983 begann sie an der Universität von Exeter Französisch und Altphilologie zu studieren. Später arbeitete sie dann kurzzeitig als Recherche-Assistentin bei Amnesty International in London und danach in Manchester als Sekretärin, was ihr offenbar überhaupt nicht lag. In ihren Pausen kritzelte die nach eigener Aussage "schlechteste Sekretärin aller Zeiten" Romanentwürfe auf das Protokoll und schrieb ihre Geschichten dann auf dem Computer ab. 1992 heiratete Rowling einen portugiesischen Fernsehjournalisten, ein Jahr später kam ihre Tochter Jessica Mitford zur Welt. Nach der Scheidung von ihrem Ehemann kehrte sie mit einem halben Koffer voller Harry Potter-Geschichten nach Großbritannien zurück. Ohne festen Job lebte sie von 69 Pfund Sozialhilfe in der Woche mit ihrer kleinen Tochter in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Edinburgh. 1995 schickte sie das Manuskript zu ihrem ersten Harry Potter-Band an zwei Agenten und mehrere Verleger. 1997 wurde "Harry Potter und der Stein der Weisen" in Großbritannien bei Bloomsbury veröffentlicht, und für 105.000 Dollar gingen bei einer Versteigerung in New York die US-Rechte für das Buch über den Tisch.

Ein Jahr später erschien bereits der zweite Band: "Harry Potter und die Kammer des Schreckens", im Juli 1999 der dritte: "Harry Potter und der Gefangene von Askaban", der sogar den Bestseller "Hannibal" von Thomas Harris ("Das Schweigen der Lämmer") vom ersten Platz der "Top-Ten-Belletristik" in der "New York Times" verdrängte. Warner Brothers kauften daraufhin die Filmrechte für die ersten beiden Bände, während der weltweite Verkauf der ersten drei Bände, die inzwischen in 35 Sprachen übersetzt wurden, im März 2000 35 Millionen Exemplaren erreichte. Mit einem geschätzten  Vermögen von ca. 50 Millionen Mark galt Joanne K.Rowling nunmehr als drittreichste Frau Großbritanniens. Am 8. Juli 2000 erschien das nunmehr vierte Buch "Harry Potter und der Feuerkelch" gleichzeitig in den USA und in Großbritannien. In den USA verkaufte allein die Kette Barnes & Noble am ersten Tag 100.000 (einhunderttausend!) Bücher, während der englische Verlag eine Erstauflage von einer Million Exemplaren drucken ließ. Auch die deutsche Ausgabe startete Mitte Oktober mit einer Erstauflage von 1 Mill. Exemplaren beim Carlsen Verlag. Und als voraussichtlichen Kinostart für den auf dem Buch "Harry Potter und der Stein der Weisen" basierenden gleichnamigen Film gibt der Verlag Herbst 2001 an.

Die auf sieben Bände angelegte Serie, die bisher im Jahresabstand erschienen sind, hat indes nicht nur einen absoluten Kultstatus bei den "Kids", sondern auch die Literaturkritiker und Feuilletonisten aller gehobenen Blätter auf den Plan gerufen. Dem Phänomen "Harry Potter" sind sie jedoch bislang allesamt noch nicht auf die Schliche gekommen. Das könnte eventuell daran liegen, daß in diesen Kreisen zwar Hobby-Tiefenpsychologen jeglicher Coleur ihr Unwesen treiben, die aber dem ungeheuren Erfolg dieser Bücher deswegen zu definieren und analysieren nicht in der Lage sind, weil es der Autorin vortrefflich gelungen ist, die Grenzen zwischen Spaß und Ernst in ihren Geschichten mit ganz einfachen Mitteln niederzureißen. So wird im ersten Band geschildert, wie Harrys Eltern bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben kommen - die Wahrheit, daß seine Eltern von dem bösen Zauberer Lord Voldemort ermordet wurden, und er allein überlebte, gezeichnet mit einer Narbe in Form eines Blitzes auf der Stirn, erfährt der Junge erst als Elfjähriger -, er nun als Waisenkind bei seinen hartherzigen, neureichen Verwandten im Besenschrank unter der Treppe leben muß und mit elf Jahren in die Zauberakademie Hogwarts kommt, wo er sich mit seinen gleichaltrigen Mitschülern Ron und Hermine anfreundet und so sonderbare Schulfächer wie "Zaubertrankkunde", "Wahrsagekunst", "Hexerei" und "Verwandlungsunterricht" absolviert. Und auch in den beiden Folgebänden erleben Harry und seine Freunde aufregende, aber dennoch irgendwie relativ harmlose Abenteuer, die auch dank Harrys Zauberkünsten immer recht gut ausgehen.

Im vierten und bisher letzten Band "Harry Potter und der Feuerkelch" geht es zuvorderst um ein Zauberturnier, das die drei bedeutendsten Zauberschulen veranstalten und bei dem der erst vierzehnjährige Harry seine Schule vertreten soll. Da der von einem Feuerkelch ausgewählte Champion aber mindestens siebzehn Jahre alt sein muß, führt Harrys Wahl zu allerlei Verwicklungen und Verstrickungen. In der Tat ist es aber nur ein winzig kleiner Schritt von solch vordergründig harmlosen esoterischen Spielereien zu viel gefährlicheren Praktiken. Und so zeigt der vierte Band in der Fortschreibung dieser Tendenzen einen weiteren Abstieg bis zu einer satanischen Tiefe, aus der es dann wohl kein Emporsteigen mehr geben kann. Denn den Höhepunkt des Buches stellt zweifellos ein eindeutig satanisches Ritual dar, in dem das Böse heraufbeschworen wird und schließlich auch erscheint. Dieses Ritual beginnt auf Seite 666 (!) mit einem tödlichen Fluch und schildert dann auf über dreißig Seiten in einer Diktion, die einem Horrorroman für Erwachsene, die keine Geschmacksgrenzen mehr kennen, entliehen sein könn-e, wie das Böse durch eine blasphemische Beschwörung in Form des mörderischen Zauberers Lord Voldemort Gestalt annimmt.

Dergleichen "Literatur" wird in einer Kultur, die inzwischen den Kannibalismus als Endstadium erreicht hat, heute offenbar auch für Kinder als zuträglich erachtet. Und warum eigentlich auch nicht? Von solchen Kulturgütern wie "Big Brother" oder der Berliner "Love Parade" bis hin zu massenhaft im Mutterleib getöteten Kindern, die dann zu Kosmetikprodukten verarbeitet werden, von der chemischen Kriegsführung in Form der "Anti-Baby-Pille" gegen die traditionelle Lebensform von Ehe und Familie bis hin zu unserer glücklicherweise ohnehin schrumpfenden gott-, sitten- und geistlosen deutschen Zivilgesellschaft, umfaßt die Krise des abendländischen Menschen, der die göttliche Ordnung bereits bis hinein in die einfachsten zwischenmenschlichen Beziehungen zerstört hat, längst alle Lebensbereiche. Wo aber das Christentum nicht einmal mehr als Firnis existiert, dort sind auch literarische Darstellungen von Kindesmord, Toten- und Friedhofsschändung, von Gotteslästerung und Blasphemie an der Tagesordnung.

Im Kapitel "Die Todesesser" wird diese Lästerung Gottes allerdings auf die Spitze getrieben. Auf wahrhaft satanische und perverse Weise wird der göttliche Schöpfungsakt hier in sein Gegenteil verkehrt. Was eine solch niederträchtige Darstellung in unschuldigen Kinderseelen anzurichten vermag, kann man wohl nur dunkel erahnen. Es kann jedoch bei den notwendigen Gegenmaßnahmen weniger darum gehen, unseren Kindern derartige Machwerke mit allen Mitteln vorzuenthalten, denn durch eine allmächtige Werbung und äußerst geschickt angelegte Manipulationen werden sie ja noch weitaus stärker unter Druck gesetzt als die Erwachsenen. Aber wir müssen uns dennoch klarmachen, daß diese Art von Verführung letztlich nichts anderes bedeutet als die zynische Ausbeutung der Kinder allein des Mammons wegen. Diese Usurpation durch die Welt und das Fleisch sollte uns mehr erschrecken, als gewisse negative Symbole - beispielsweise die Zahl 666 -, die von unseren Feinden doch bewußt nur eingesetzt werden, um die gläubigen Christen zu irritieren und in Angst und Schrecken zu versetzen. Solchen leicht durchschaubaren Desinformationskampagnen und schmutzigen Tricks des listigen alten Feindes müssen wir vielmehr mit Stärke und Klugheit begegnen. Wenn also Rowling in einem Interview mit der London Times (laut Aargauer Zeitung v. 19.10.00) wörtlich erklärt: "Diese Bücher helfen den Kindern zu verstehen, daß der schwache, idiotische Sohn Gottes ein lebendiger Witz ist, welcher gedemütigt wird, wenn der Feuerregen kommt", wird einem ziemlich schnell klar, welcher abgrundtiefer Haß auf das Christentum und auf die Kinder hier am Werk ist.

Und dieser Haß ist noch um vieles abgründiger als jener des Atheismus oder Marxismus, wenn wir uns beispielsweise ins Gedächtnis rufen, daß Karl Marx immerhin der Meinung war, dem Christentum viel verzeihen zu können, "denn Jesus hat uns gelehrt die Kinder zu lieben." Tatsächlich geht es also um mehr als nur um "postmodernen Hokuspokus" (Silke Lührmann in der "Jungen Freiheit" v. 10.11.00). Es geht auch um das Ignorieren einer Gefahr und um unseren eigenen Positivismus bei der Beurteilung einer vollkommen kommerzialisierten Kultur, die inzwischen weitgehend von (neu)-heidnischen, atheistischen und satanistischen Positionen annektiert ist. Wenn wir aber Kinder des Geistes sein wollen, dann dürfen wir nicht länger feige dabei zusehen, wie die Verwüstung der Seelen immer weiter voranschreitet. Der "Mythos vom göttlichen Kind" (Sächsische Zeitung v. 9.10.00), den man uns mit den Harry Potter-Bänden teuer verkaufen will, beschreibt in Wirklichkeit eine Welt, die antichristlich und teuflisch ist, und in der Satan letztlich mit Beelzebub ausgetrieben wird. Man muß also wahrlich kein Rationalist oder Materialist sein, um diese Art Satanologie entschieden abzulehnen. Verschlüsselte Mythologien und Mysterientheologien sind gerade dem Katholizismus nichts Unbekanntes. Und es gibt auch mythologische Welten, die heim-zuholen in den christlichen Kosmos eine große Aufgabe ist. In der Gestalt der Mutter Gottes, der Jungfrau Maria, der "Rosa Mystica" der Lauretanischen Litanei, ist die Schöpfung heil geblieben, verwandelt durch die ewige Gnade Gottes. Was sind dagegen schon die Metamorphosen eines Harry Potter?

Anmerkung:
1) Joanne K. Rowling: "Harry Potter..." 4 Bde.; aus dem Englischen von Klaus Fritz, Carlson (Hrsg.) Hamburg 1998-2000, 335 S., 351 S., 448 S., 767 S., ISBN 3-551-55200-2, 3-551-55168-5, 3-551-55169-3, 3-551-55193-6.

* * *

Leseprobe aus "Harry Potter und der Feuerkelch" (S. 665 ff.):

Harry spürte, wie seine Füße auf die Erde schlugen; sein verletztes Bein knickte ein und er stürzte zu Boden; endlich konnte er seine Hand vom Trimagischen Pokal lösen. Er hob den Kopf »Wo sind wir?«, fragte er. Cedric schüttelte den Kopf. Er stand auf und zog Harry auf die Beine. Sie blickten sich um. Hier mussten sie fern von Hogwarts sein; offenbar waren sie viele, vielleicht sogar Hunderte von Kilometern gereist, denn selbst die Berge der Umgebung von Hogwarts waren nicht mehr zu sehen. Sie standen auf einem dunklen, überwucherten Friedhof; hinter einer großen Eibe war der schwarze Umriss einer kleinen Kirche zu erkennen. (...)

Sie zogen ihre Zauberstäbe. Harry schaute umher. Wieder einmal hatte er das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werdcn. »Da kommt jemand«, sagte er plötzlich. Angestrengt durch die Dunkelheit spähend, sahen sie eine Gestalt, die zwischen den Gräbern hindurch geradewegs auf sie zukam. Harry konnte ihr Gesicht nicht erkennen; doch nach dem Gang und der Haltung der Arme zu schließen, musste die Gestalt etwas mit sich tragen. Wer immer es war, er war klein und hatte die Kapuze des Umhangs tief über den Kopf gezogen, um das Gesicht zu verbergen. Die Gestalt war nun schon deutlicher zu erkennen und kam immer noch näher - und jetzt erkannte Harry, dass das, was die Gestalt in den Armen trug, wie ein Baby aussah ... oder war es nur ein zusammengerollter Umhang? Harry ließ den Zauberstab sinken und sah Cedric aus den Augenwinkeln an. Cedric versetzte ihm einen kurzen, ratlosen Blick. Dann wandten sie sich wieder der näher kommenden Gestalt zu. Sie blieb neben einem übermannshohen marmornen Grabstein stehen, nur zwei Meter von ihnen entfernt. Eine Sekunde lang sahen sich Harry, Cedric und die kleine Gestalt an. Und dann, ohne Vorwarnung, loderte Harrys Narbe vor Schmerz auf. Eine solche Höllenqual hatte er noch nie durchlitten; der Zauberstab glitt Harry aus den Fingern und er schlug die Hände vors Gesicht; seine Knie gaben nach, er stürzte zu Boden, schwarze Nacht umhüllte ihn, und sein Kopf schien im nächsten Augenblick platzen zu wollen. Von weit oben hörte er eine hohe, kalte Stimme: »Töte den Überflüssigen.« Harry hörte ein Sirren, und eine zweite Stimme kreischte in die Nacht: »Avada Kedavra!« Ein gleißender Strahl grünen Lichts drang durch Harrys Augenlider und er hörte etwas Schweres neben sich zu Boden stürzen; der Schmerz seiner Narbe wurde so unerträglich, dass er würgen musste, und dann ließ er nach; es graute ihm vor dem, was er gleich sehen würde, und er öffnete seine schmerzenden Augen. Cedric lag neben ihm auf der Erde, Arme und Beine von sich gestreckt. Er war tot. Eine Sekunde, die eine Ewigkeit umfasste, starrte Harry in Cedrics Gesicht, in seine offenen grauen Augen, leer und ausdruckslos wie die Fenster eines verlassenen Hauses, auf Cedrics wie in leichter Überraschung geöffneten Mund. Und dann, noch bevor Harry aufgenommen hatte, was er da sah, bevor er mehr fühlen konnte als dumpfes Erstaunen, spürte er, wie er auf die Beine gezogen wurde. (...)

TOM RIDDLE

Der Mann im Kapuzenmantel beschwor Seile herauf, die Harry vom Hals bis zu den Fußgelenken an den Grabstein zurrten. Harry hörte flache, schnelle Atemzüge aus der Tiefe der Kapuze; er zerrte und zog an seinen Fesseln, und der Mann schlug ihn - schlug ihn mit einer Hand, an der ein Finger fehlte. Jetzt wusste Harry, wer sich unter der Kapuze verbarg. Es war Wurmschwanz. »Du!«, keuchte er. Doch Wurmschwanz antwortete nicht; er prüfte jetzt, ob die Seile straff genug saßen. Mit fahrig zitternden Fingern betastete er die Knoten. Als er sich vergewissert hatte, dass Harry so straff an den Grabstein gefesselt war, dass er sich nicht mehr rühren konnte, zog er ein Stück schwarzen Stoffes aus dem Umhang und stopfte es grob in Harrys Mund; dann, ohne ein Wort zu sagen, wandte er sich ab und eilte davon. Harry brachte keinen Laut hervor, noch konnte er sehen, wo Wurmschwanz hingegangen war; er konnte den Kopf nicht drehen und hinter den Grabstein blicken; er sah nur, was direkt vor ihm war.

Einige Meter von ihm entfernt lag Cedrics Leiche. Nicht weit dahinter leuchtete der Trimagische Pokal im Sternenlicht. Harrys Zauberstab lag auf der Erde zu seinen Füßen. Das Umhangbündel, das Harry für ein Baby gehalten hatte, lag ganz in der Nähe, am Fuß des Grabes. Etwas regte sich darin, gereizt und ungeduldig, wie es schien. Noch während Harry es beobachtete, jagte erneut der brennende Schmerz durch seine Narbe ... und plötzlich wusste er: Er wollte nicht sehen, was in diesem Umhang war ... er wollte nicht, dass sich das Bündel öffnete ...   Zu seinen Füßen raschelte es. Er blickte hinunter und sah eine riesige Schlange durch das Gras glei-ten und einen Kreis um den Grabstein ziehen, an den er gefesselt war. Wieder drang Wurmschwanz' hastiges, pfeifendes Atmen an seine Ohren. Es klang, als würde er etwas Schweres über den Boden schleifen. Er tauchte in Harrys Gesichtskreis auf, und nun sah Harry, dass er einen Kessel an den Fuß des Grabes schob. Er schien mit Wasser gefüllt zu sein - Harry konnte es schwappen hören - und war größer als irgendein Kessel, den Harry je benutzt hatte; das bauchig ausladende Gefäß war so groß, dass ein Mann darin sitzen konnte. Das Etwas in dem Umhangbündel regte sich nun heftiger, als wollte es sich daraus befreien. Wurmschwanz machte sich jetzt mit dem Zauberstab am Fuß des Kessels zu schaffen. Plötzlich züngelten knisternde Flammen vom Kessel- boden herauf. Die große Schlange glitt in die Dunkelheit davon. Das Wasser im Kessel schien rasch heiß zu werden. An der Oberfläche begann es zu brodeln, und prasselnde Funken stoben in die Höhe, als ob der ganze Kessel in Flammen stünde. Dichter Dampf wallte auf und ließ Wurmschwanz' über das Feuer gebeugte Gestalt verschwimmen. Das Etwas unter dem Umhang schien erregt zu zappeln. Und wieder hörte Harry die hohe, kalte Stimme. »Beeil dich!« Das Wasser leuchtete im Licht der Funken, als wäre die ganze Oberfläche mit Diamanten gesprenkelt.

»Es ist bereit, Meister.« - »Nun...«, sagte die kalte Stimme. Wurmschwanz bückte sich nach dem Bündel auf der Erde und begann es aufzuwickeln, enthüllte, was in ihm verborgen war. Harry stieß einen Schrei aus, der in dem Stofffetzen in seinem Mund erstickte. Es war, als hätte Wurmschwanz einen Stein umgedreht; etwas Häss-liches, Schleimiges und Blindes war zum Vorschein gekommen - doch schlimmer noch, hundertmal schlimmer. Was Wurmschwanz mit sich getragen hatte, hatte die Gestalt eines zusammengekauerten menschlichen Kindes, allerdings hatte er noch nie etwas gesehen, das einem Kind so wenig ähnelte. Es hatte keine Haare und seine Haut schien geschuppt und von einem dunklen, schrundigen Rotschwarz. Die Arme und Beine waren dünn und zerbrechlich, und das Gesicht - kein lebendes Kind hatte je so ein Gesicht gehabt - war flach und schlangengleich, mit rot schimmernden Augen. Das Wesen schien fast gänzlich hilflos; es hob seine dürren Arme, schlang sie um Wurmschwanz' Hals, und Wurmschwanz hob es hoch. Dabei rutschte ihm die Kapuze vom Kopf, und Harry sah im Licht des Feuers den Ausdruck des Abscheus in seinem schlaffen, bleichen Gesicht, als er das Geschöpf zum Kesselrand trug. Einen Moment lang sah Harry das böse, flache Gesicht des Wesens im Licht der Funken, die über dem Gebrodel tanzten. Und dann tauchte Wurmschwanz das Geschöpf in den Kessel ein; ein Zischen, und es versank; Harry hörte den zerbrechlichen Körper leise und dumpf auf dem Kesselboden aufschlagen. Wenn es doch ersaufen würde, dachte Harry, und seine Narbe brannte fast unerträg-lich, bitte ... wenn es doch ersaufen würde... Wurmschwanz sprach. Seine Stimme bebte, die Angst schien ihn um den Verstand zu bringen. Er hob den Zauberstab, schloss die Augen und sprach in die Nacht hinein: »Knochen des Vaters, unwissentlich gegeben, du wirst deinen Sohn erneuern!« Die Grabplatte unter Harrys Füßen knackte. Von Grauen erfüllt sah Harry, wie ein schmaler Staubwirbel auf Wurmschwanz' Befehl hin aus dem Grab aufstieg und dann sanft in den Kessel fiel. (...) Und jetzt konnte er Wurmschwanz wimmern hören. Er zog einen langen, silbern schimmernden Dolch aus seinem Mantel. Seine Stimme war ein abgehacktes, vor Angst versteinertes Schluchzen. »Fleisch - des Dieners - w-willentlich gegeben - du wirst - deinen Meister - wieder beleben.« Er streckte die rechte Hand aus - die Hand mit dem fehlenden Finger. Er packte den Dolch fest mit der Linken und schwang ihn nach oben.

Harry wurde erst in letzter Sekunde klar, was Wurmschwanz da tat - er schloss die Augen, so fest er konnte, doch den Schrei, der die nächtliche Stille zerriss, musste er hören, und er durchstach Harry, als ob der Dolch in ihn eingedrungen wäre. Er hörte etwas zu Boden fallen, hörte das angstgequälte Keuchen von Wurmschwanz, dann ein Brechreiz erregendes Platschen von etwas, das in den Kessel fiel. Harry konnte es nicht ertragen hinzusehen ... doch das Gebräu hatte ein brennendes Rot angenommen, so hell, dass es durch Harrys geschlossene Augenlider leuchtete... Wurmschwanz keuchte und stöhnte unter seinen Qualen. Erst als Harry seinen angst-erfüllten Atem auf seinem Gesicht spürte, wurde ihm jäh bewusst, dass er direkt vor ihm stand. »B-Blut des Feindes - mit Gewalt genommen - du wirst - deinen Gegner wieder erstarken lassen.« Harry konnte nichts tun, um es zu verhindern, die Seile waren zu straff um ihn gespannt ... er blickte hinunter, sträubte sich verzweifelt gegen die Fesseln, und dann sah er den silbernen Dolch in Wurmschwanz' verbliebener Hand zittern. Er spürte, wie sich die Spitze durch die Beuge seines rechten Armes bohrte und Blut den Ärmel seines zerrissenen Umhangs hinabsickerte. Wurmschwanz, vor Schmerz immer noch keuchend, stöberte in seiner Tasche nach einer Phiole und hielt sie unter Harrys Wunde; ein dünnes Blutrinnsal tröpfelte in das Glas. Mit Harrys Blut stolperte Wurmschwanz zurück zum Kessel. Er schüttete es hinein. Sofort nahm das Gebräu im Kessel ein blendend helles Weiß an. Nun, da er seine Arbeit getan hatte, fiel Wurmschwanz neben dem Kessel auf die Knie, sackte zur Seite und blieb auf der Erde liegen, keuchend und schluchzend, und verbarg den blutenden Armstumpf unter seinem Körper. (...) Weißer Dampf quoll in dicken Schwaden aus dem Kessel und tauchte alles vor Harry in weißes Nichts, so dass er weder Wurmschwanz noch Cedric noch sonst etwas sehen konnte, nur den Dampf, der in der Luft hing... es ist fehlgeschlagen, dachte er... es ist ertrunken ... bitte... bitte, lass es tot sein ... Doch dann - und eine eisige Woge des Grauens überkam ihn -, dann sah er durch den Nebel hin-durch, wie der dunkle Umriss eines Mannes, groß und dürr wie ein Skelett, langsam aus dem Innern des Kessels aufstieg. »Meinen Umhang«, sagte die hohe, kalte Stimme hinter der Nebelwand, und Wurmschwanz, schluchzend und wimmernd, den verstümmelten Arm noch immer schützend an den Leib gepresst, stolperte hinüber und griff nach dem schwarzen Umhang auf der Erde, richtete sich auf, streckte seine verbliebene Hand aus und zog den Umhang über die Schultern seines Gebieters. Der dürre Mann stieg langsam aus dem Kessel und starrte Harry an ... und Harry starrte zurück in dieses Gesicht, das ihn drei Jahre lang in seinen Alpträumen verfolgt hatte. Weißer als ein Schädel, mit weiten, scharlachrot lodernden Augen und einer Nase, die so platt war wie die einer Schlange, mit Schlitzen als Nüstern ...   Lord Voldemort war wieder erstanden.

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NOCH EINMAL HARRY POTTER

Pfr. Florian Schuller,  Direktor der katholischen Akademie in Bayern, wehrt sich...

Schuller, der die Veranstaltung  der Kath. Akademie mit dem Thema "Zur Faszination von Harry Potter" am 27. Januar  dieses Jahres moderierte, hatte auf seine naiv-makabre Behauptung "Man kann aus jeder Seite des Buches eine Predigt machen, denn es vermittelt sehr viele christliche Werte" kritische Briefe erhalten. In einem Interview, welches er dem "Münchner Merkur" gab, versucht er die Vorwürfe seiner Kritiker zu widerlegen... indem er die Kritiker in die Ecke der Fundamentalisten und Ignoranten steckt. Hier die angesprochene Stellungnahme:

Potter-Kritiker auf dem Irrweg. Akademie: Vorwürfe gründen auf gefälschtem Interview München (Kna) - Christliche Harry-Potter-Kritiker stützen ihre Vorwürfe gegen die erfolgreichen Kinderbü-cher und deren Autorin Joanne K. Rowling offensichtlich auf  ein gefälschtes Zitat eines amerikanischen Internet-Satiremagazins. Dabei geht es um die angebliche Aussage der Schriftstellerin: "Diese Bücher helfen den Kindern zu verstehen, daß der schwache, idiotische Sohn Gottes ein lebender Witz ist." Das Interview-Zitat stamme aber gar nicht von der Autorin und wurde auch nicht, wie von den Kritikern behauptet, in der Londoner "Times" gedruckt, sagte der Direktor der katholischen Akademie in Bayern, Florian Schuller, gestern in München.

Gleich fünf verschieden Protestbriefschreiber schickten Schuller Kopien dieses Satzes, weil er eine Tagung über das Phänomen Harry Potter in der Akademie veranstaltet hatte (wir berichteten). Die umstrittene Aussage und auch andere Texte, in denen es um dämonische Praktiken gehe, seien in dem bekannten Internet-Satiremagazin "The Onion" (Die Zwiebel/www.theonion.com) abzurufen. Die Satiremacher hätten damit die "Potter-Manie" und die chrisltichen Ängste auf ihre "nicht sehr vornehme Schippe" genommen.

Die satirischen Seiten zu Harry Potter hält Schuller "weder für witzig noch für geistreich". Diese "hanebüchene Geschichte" zeige aber auch, wie in Kreisen christlicher Fundamentalisten häufig diskutiert werde. Zunächst mißverstehe man einen Text völlig, dann gebe man die belastenden Aussagen ungeprüft weiter. Keiner habe in der entsprechenden Ausgabe der "Times" nachgesehen. ("Münchner Merkur" vom 07.02.2001)

Replik der Redaktion EINSICHT:

Besagtes Zitat haben wir wiedergegeben nach der Darstellung der "Aargauer Zeitung" vom 19. Nov. letzten Jahres, die die TIMES zitiert. Auch wenn sich dieses Zitat in dem Internet-Satiremagazin "The Onion" findet, heißt es noch lange nicht, daß es nicht authentisch ist. Eine Gegendarstellung der Autorin ist uns nicht bekannt. Daß Herr Schuller eine Passage in der TIMES nicht findet, heißt nicht, daß es diese nicht gibt. Aber gehen wir ruhig davon aus, daß dieses Zitat nicht von der Autorin selbst stammt, sondern ihr nur unterschoben wurde, dann bleiben - und das dürfte auch von Herrn Schuller nicht bestritten werden - die Bücher von Frau Joanne K. Rowling, aus denen wir ja eine Leseprobe entnommen haben und die eine deutliche Sprache reden...für den, der verstehen will. Das bewußte Zitat faßt nur das, was die Autorin über so viele Seiten verbreitet, wie in einem Fokus zusammen. Es würde ganz einfach zu einer Autorin passen, die im Kapitel "Die Todesser" auf gotteslästerliche Weise die Schöpfung pervertiert.

Und nun muß uns, den Fundamentalisten, die überdies nicht lesen (können ?), der mediengewandte Modernist Schuller erklären, wie man "aus jeder Seite des Buches eine Predigt machen [kann], denn es vermittelt sehr viele christliche Werte". Denkt er dabei an die Seiten über satanischen Rituale auf dem Friedhof oder an die über die erwähnten "Todesser"? Oder hat er diese vielen Seiten einfach mißverstanden? Welches Publikum für seine Predigten hat Herr Schuller im Auge? Okkultisten?   

E. Heller

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